Kunst im öffentlichen Raum

„Der Stuhl des Chefredakteur Karl Marx“

„Jemandem begegnen, dem man nie begegnet ist.“

1989, Karl-Marx-Platz, Kassel
Beton, Messing

… 1989, in diesem Schwellenjahr der jüngsten deutschen Geschichte installiert HildegardJaekel auf dem Karl-Marx-Platz in Kassel eine drei Meter hohe dreieckige Betonstele mit einem in Metall gegossenem goldglänzendem biedermeierlichen Kinderstuhl darauf:
„Der Stuhl des Chefredakteur Karl Marx“ ist der Titel dieses Werkes. Die Stele nimmt in ihrer Gestalt Rücksicht auf den Zuschnitt dieses kleindimensionierten dreieckigen Platzes, der wie angeschnitten von den belebten Achsen der umgebenden Strassen wirkt.
Wie sollte man, im Jahre Null, anders an Karl Marx erinnern als mit einem Kinderstuhl auf einer Verkehrsinsel, glänzend zwar und hochgehoben, aber klein und abgeschnitten durch die linearen Bewegungen einer motorisierten Herde, in der die Deutschen ihr Auto bewegen, Kuscheltier und Aggressionswerkzeug in einem …

Prof. Dr. Ulrich Teske, 1994

2007, Kassel

Sophie Henschel 1841 – 1915. Eisenbahnmagnatin – Wohltäterin

Nach Betrachtung ihres Lebens und ihrer Fotos entscheide ich mich, dem Gefühl der Stärke, der Schlichtheit, Distanz und Würde nachzugehen, den sie auf mich ausübt. Um diese abstrakten Gefühle konkret darzustellen, benutze ich ein Vehikel. Ich wähle dafür das Stehpult, ein viel benutztes Büromöbel ihrer Zeit. Ein Platz zum Arbeiten, Nachdenken, Lehren. Aufrecht, gerade, schlicht, thronartig, andeutend historistisch, verfremdet. Als Material verwende ich Stahl, schwarz gestrichen. Ihr Name wird auf die Frontplatte des Objekts eingraviert. Rot – in ihrer eigenen Handschrift. Die Farben der Lokomotiven – rot und schwarz. Das Objekt, technisch perfekt, dauerhaft und fest, als Schattenriss ihrer selbst, ihrer Zeit, ihres Werkes.

„Eine Treppe ins Nirgendwo“

Nylonsegel versperren spinnwebartig die Treppe nach oben. Eine Lichtleiste lässt die transparenten Gespinste leuchten. Wassertropfen fangen sich im Netz und leuchten.

2007, 3. Höhler Biennale, Gera
Höhe der Segel: 180 cm, Breite der Segel: 80 cm, Nylongarn, Neonleuchten

„Tangram“

2005 – 2007, Botanischer Garten Kassel
300 x 300 cm

Ein altes chinesisches Legespiel. Ein Spiel, in dem es nicht um Konkurrenz oder Gewinnen geht, sondern um die Entfaltung von Phantasie: 7 Teile werden immer wieder zu neuen Formen zusammengelegt – Wiederholungen, die Variationen sind. Aus all den Möglichkeiten die dieses Spiel bietet, wurde von mir das Quadrat gewählt. Festgelegt und angehalten – das Spiel ist zu Ende. Das Quadrat ist glänzend rot, Gras wächst durch eine, in das Quadrat integrierte rechteckige Fläche. Die Jahreszeiten verändern das Objekt. Die Wiese über- wuchert es, bis es endlich verfällt. Das Spiel ist aus.
Unterhalb des „angehaltenen“ Spiels eine Kiste mit 7 losen Tangramteilen. Die Besucher werden aufgefordert zu verweilen, das Spiel wieder aufzunehmen, eine neue Form zu legen. Das Spiel geht weiter.

„Kunst pur + vor Ort“,- Die Farbe Gelb, 1987
Rahmenprogramm der documenta 8